Das erste Semester war definitiv nicht einfach. Auch wenn wir viel Spaß hatten, ich viele Freunde gefunden habe und alles noch sehr aufregend war, gab es mehrere Unannehmlichkeiten und einige Hürden zu nehmen.
Einerseits war dort die sprachliche Hürde, vor der ich von Anfang an ein wenig Respekt hatte. Auch wenn ich durch meine Zeit in den USA einen großen Wortschatz aufgebaut habe und ans Englische gewöhnt war, ist es doch nochmal was ganz anderes, komplizierte Mathematische und Physikalische Theorien auf Englischer Sprache wirklich zu verstehen. Diese Angst hat sich auch am Anfang des ersten Semesters gleich bewahrheitet. Zum Bauingenieurwesen gehören auch Statische Berechnungen von Stahl- und Betonkonstruktionen, mit welchen ich vor Dänemark noch nie in Kontakt gekommen bin. Während andere in meinen Kursen bereits einen Abschluss in einem ähnlichen Gebiet in der Tasche hatten oder ein Gymnasium zur Vorbereitung auf Ingenieursstudiengänge besucht haben, stand ich mit meinem Wissen ganz am Anfang und habe nur die Hälfte der Vorlesungen verstanden.
Glücklicherweise hat man in Dänemark eine relativ enge „Beziehung“ zu den Professoren (vergleichbar mit dem deutschen Abi und den Lehrern dort), und die schwachen Resultate in den Hausarbeiten sind meinem Professor aufgefallen. Er hat mir und auch anderem im Kurs, die Probleme hatten, dann extra Stunden gegeben, die mir echt enorm geholfen haben.
Der Wohnungs-Horror fängt jetzt erst richtig an
Während ich in der Uni langsam die Kurve bekomme, geht es in meiner Wohnung nur bergab. Einer meiner Zimmergenossen arbeitet Nachtschichten von Mitternacht bis 6 Uhr morgens, man kann sich also nur in absoluter Stille zwischen 16 Uhr nachmittags und Mitternacht im Zimmer aufhalten, um ihn nicht aufzuwecken und morgens um 6 wird man wach, wenn er von der Arbeit kommt. Einer im Zimmer schnarcht immer und ich lebe nach Wochen immer noch aus meinem Koffer, den ich unter meiner Matratze aufbewahre. Der Rest der Wohnung war auch nicht sehr einladend und Ich habe im ersten Semester letztendlich mehr Zeit auf dem Campus verbracht als erwartet. Die Stimmung in der Wohnung war sehr gereizt und es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen. Schon nach wenigen Wochen war mir klar, dass ich da nicht länger bleiben möchte und habe mich gegen Ende des ersten Semesters mit einem Freund aus meinem Kurs in der Stadt nach einer neuen Wohnung umgeguckt. Da Umziehen relativ viel Geld kostet und ich bis dahin noch arbeitslos war, wollte ich aber sichergehen, dass das mein erster und letzter Umzug in Horsens sein wird. Für 2 Monate habe ich mit meinem Freund Wohnungen angeschaut bis wir am Anfang des zweiten Semesters endlich eine bezahlbare und große 3 Zimmer Wohnung finden konnten.
Endlich angekommen und glücklich
Und diese Wohnung hatte es in sich. 90m2 mitten in der Innenstadt, ein Zimmer für jeden und ein Wohnzimmer in dem man endlich richtig Spaß haben konnte.
Dort war sogar so viel Platz, dass wir uns einen Billardtisch ins Wohnzimmer stellen konnten, ohne andere Möbel rauszuschmeißen. Nicht nur haben wir uns super mit dem Vermieter verstanden, wir hatten auch beide dieselbe Vorstellung davon, was wir aus der Wohnung machen wollen. Der Einzug in die neue Wohnung hat nun den Startschuss für viele Feiern und Abendessen mit Freunden gegeben, und wir hätten beide (Ich und mein Mitbewohner) nicht glücklicher sein können.
Fazit
Gib nicht gleich auf, wenn in den ersten Wochen und Monaten nicht alles so läuft wie man es sich zuerst vorgestellt hat. Bei mir hat es auch ganze 8 Monate gedauert bis ich endlich glücklich mit meiner Wohnung geworden bin. Und ein kleiner Tipp, der mir und meinem Mitbewohner geholfen hat, den Vermieter zu überzeugen: Als einzige der ca. 30 Interessenten für die Wohnung sind wir beide in unseren feinsten Anzügen gekommen, nur damit er sich an uns nach allen Besichtigungen erinnert. Das war letztendlich der ausschlaggebende Punkt bei der Vergabe, es mag allerdings nicht immer funktionieren.
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